Babyzeichensprache

Vivian König

Vivian König
Vivian König

Nach langen Jahren im Ausland lebe ich jetzt mit meiner Familie im Leipziger Land und leite von hier aus das Zwergensprache-Netzwerk mit ca. 150 lizenzierter KursleiterInnen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz Eltern-Kind-Kurse, Workshops und Seminare zur Babyzeichensprache anbieten.

Dem kleinen Sohn einer lieben Freundin und meinen beiden Kindern habe ich es zu verdanken, dass ich vor ca. 10 Jahren meine Berufung gefunden habe: Klein und Groß die Freude am frühen Dialog durch Babyzeichen weitergeben zu dürfen. Dabei war ich am Anfang selbst eher skeptisch: Wozu braucht man denn das?

Unser Sohn wurde 2003 in England geboren. Dort ist das sogenannte „baby signing“ – die spielerische Untermalung von wichtigen Worten mit Gesten - ein Standardangebot für junge Familien. Sowohl im gesamten englischsprachigen Raum als auch z.B. in Skandinavien ist es weit verbreitet. Bei uns war es lange Zeit Pionierarbeit, Skeptiker zu überzeugen, dass Babyzeichen weder die Sprachentwicklung hemmen noch dem Frühförderwahn zuzuordnen sind, sondern auf spielerische Weise zu einer gelingenden Verständigung mit Babys und Kleinkindern beitragen.

Jeder kennt und nutzt einfache Handzeichen im Umgang mit Babys wie z.B. winken zum Abschied, horch – die Hand hinters Ohr halten, den Finger auf den Mund legen für leise, über den Bauch streichen, wenn es lecker ist. Das neue an Babyzeichen ist es, bewusste Gesten auch für weitere Begriffe zur Visualisierung zu nutzen. Durch diese das Wort begleitenden Sprachbewegungen lernen Kindern rascher und leichter. Der Gebrauch der Babyzeichen verstärkt die Aufmerksamkeit des Kindes und erleichtert ihm spielerisch das Erlernen und Wiedererkennen häufig genutzter Begriffe. Dabei kann es Sprache durch die Verbindung verschiedener Sinnesmodalitäten (akustische, visuelle, motorische Reize) sprichwörtlich sinnvoll erfahren und die eigene Wahrnehmung schulen. Sprache wird ihm quasi in die eigene Hand gelegt. Da die Hand-Motorik der Sprache weit voraus ist, lernen sie es früher, die Handgesten der Babyzeichen nachzuahmen und anzuwenden, als das Wort auszusprechen. Babyzeichen sind daher kein Ersatz sondern eine altersgerechte und entwicklungsgemäße Brücke auf dem Weg zur verständlichen Lautsprache.

Durch Babyzeichen erleben sich die Kleinsten schon früh ab ca. 6-9 Monaten bis weit in zweite Lebensjahr hinein als selbstwirksam und sind als aktive Partner in die gemeinsame Interaktion einbezogen, können selbst Gespräche initiieren und mit anderen in einen Dialog treten. Die Themen über die sich meine Kinder mit mir und untereinander schon vor der Lautsprache austauschen konnten, haben sich dank Babyzeichen vervielfacht. Das erzeugt so viel Nähe und gegenseitige Freude, die zurückstrahlt!

Der Einbezug von Babyzeichen in die tägliche Routine und in eigene Familienrituale gibt den Kindern Orientierung und Sicherheit im Alltag, ermöglicht altersgerecht Teilhabe und Einflussnahme und unterstützt ihre emotionale Entwicklung, ihr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Mittlerweile nutzen auch Krippen, Tagesmütter und Kindergärten unser Konzept, um die kindliche Entwicklung ganzheitlich zu unterstützen. Im Sinne einer inklusiven Lernkultur wurde von uns Wert darauf gelegt, dass die in der Zwergensprache genutzten Gebärden auf der Deutschen Gebärdensprache (DGS) basieren.

Mit meinen Büchern und Lehrmaterialien als auch den Kursen möchte ich auch hier bei uns dazu beitragen, dass Familien durch die Zwergensprache positive Bindungs- und Beziehungserfahrungen erleben dürfen und den Grundstein für eine wertschätzende, respektvolle und bewusste Kommunikation mit Kindern legen.

Das Wunderbare an dieser Aufgabe für mich ist u.a. die Zusammenarbeit mit vielen fachlich patenten Frauen und kreativen Köpfen, die in regem Austausch stehen und sich gegenseitig unterstützen. Wir freuen uns jederzeit über neue Mitstreiterinnen, denen die Arbeit mit Babys und Familien am Herzen liegt.

Mehr Infos zur Zwergensprache, zur Kursleiter-Ausbildung, unseren Büchern, einem Video-Schnupperkurs in Kooperation mit Sat.1 und unserem Blog gibt es hier: